Noch nie war ich in der Eifel. Und ich bin schon ziemlich viel rumgekommen, einige bezeichnen mich als „reiselustig“. Aber was soll ich in der Eifel? Es regnet dort viel.
Sonntag war es anders: es regnete nicht, im Gegenteil, strahlender Sonnenschein, 27°C. Da kann man nicht meckern. Und ein guter Grund führte mich in die Eifel: die Filzausstellung „Alles Filz oder was? – Vom Filzhandwerk des 13. Jahrhunderts zur FilzKunst heute“ in der Burg Nideggen im gleichnamigen idyllischen Ort.
Die Kleinstadt Nideggen liegt am Rande des Nationalparks Eifel, oberhalb des Rurtals. An der höchsten Stelle findet man die Burg Nideggen aus dem 11. Jahrhundert mit dem Burgenmuseum, wo die Filzausstellung noch bis zum 31.12.2016 zu finden ist.
Im Wohnturm der Burg befindet sich das Burgenmuseum mit der Filzausstellung. Sie erstreckt sich über alle Etagen, und es ist gut, dass die Dame an der Kasse darauf hinweist, denn innerhalb der Ausstellung fand ich kein Anzeichen, dass eine schwere Eisentür ohne Schild zur obersten Etage führt.
Unzählige Filzexponate von 33 Filzerinnen und Filzern sind ausgestellt und finden sich neben den Ausstellungsstücken, die die Geschichte der Burg Nideggen näher bringen. Dieser Umstand macht es nicht leicht, die Filzwerke zu finden und zuzuordnen. Ich habe nun schon einige Ausstellungen besucht und muss sagen, dass ich diese, zumindest in den ersten beiden Räumen wenig gelungen finde, weil die Filzstücke zum Teil dicht gedrängt in Vitrinen stehen und liegen, und ein einheitliches Gesamtbild fehlt. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass jede der Filzerinnen ihren eigenen Stil hat, und es seltsam anmutet, wenn diese Stile gemischt werden. Dies ändert sich in den oberen beiden Etagen. Dort geht es um Filz als Kunstwerk. Die Werke von Thyra Holst und Sandra Struck-Germann fielen mir besonders ins Auge.
Für mich konnte ich folgende thematische Ordnung herstellen:
Die Verwendung von Filz seit dem 13. Jahrhundert steht zu Beginn der Ausstellung. Besonders auffallend ist ein nach historischem Vorbild gefilzter Hirtenmantel. Die im letzten Post aufgelisteten positiven Eigenschaften von Filz machen sich bei diesem Kleidungsstück bemerkbar, z.B. wasserabweisend und wärmeregulierend zu sein.
Ein zweiter Themenkomplex ist den Figuren gewidmet. Farbenfrohe Katzen, Fische und Frösche zieren die Vitrinen.
Wie schon oben erwähnt macht ein Großteil der Ausstellung Filz als Kunst aus:
Den krönen Abschluss findet die Ausstellung im Dachgeschoss des Wohnturms mit Exponaten von Sandra Struck-Germann und ihren bekannten „Filzfotos“: sie fertigte großformatige Filzflächen mit Portraits von älteren dementen Menschen. Diese Bilder finden unter dem offenen Dachstuhl des Burgturms einen idealen Platz. Alle Portraits strahlen eine große Würde aus und zeugen von einem großem Können im Umgang mit Menschen und Wolle.
Ich freue mich sehr auf einen Workshop mit Sandra Struck-Germann nächste Woche in Düsseldorf, bei dem es um das Übertragen vom Foto auf Filz gehen wird.
Wie immer könnt Ihr die Fotos mit einem Klick darauf vergrößern. Ich machte Collagen daraus, weil dieser Blogpost sonst viel zu lang geworden wäre und ich Euch die einmalig gelegene Burg Nideggen und das schöne Städtchen nicht vorenthalten wollte.
Meine Fotos der Ausstellungsstücke bilden nur eine kleine Auswahl der gesamten Exponate. Deshalb lege ich Euch ans Herz, die Ausstellung zu erkunden und Anregendes, Erstaunliches, Neues, Großflächiges, Kleinteiliges etc. zu entdecken. Wieder einmal wird deutlich, dass die Gestaltung mit Wolle keine Grenzen kennt und dass es Menschen gibt, die viel Geduld, Arbeit, Mühe, Kreativität, Zeit und Herzblut hineinstecken, um wunderbare Dinge entstehen zu lassen. Ich lade Euch ein, bis zum Ende des Jahres, Eure Lieblingsstücke zu finden.