Löwenmähne als Sitzfellchen

Am Samstag fertigte ich unter fachkundiger Anleitung von Heike Giesbert ein Sitzfellchen aus Rohwolle. Morgens begann ein angenehmer, entspannter Filztag, denn ich musste an nichts denken. Es regnete in Strömen als ich nach Essen-Werden fuhr, ein idealer Filztag lag vor mir. Heike stellt in ihrem Atelier alle – und ich meine damit wirklich alle (nicht nur Wolle, sondern, Seife, Handtücher, Schüssel, Folie, Gummihandschuhe, etc.) – Filzutensilien zur Verfügung. So brauchte ich mich um nichts kümmern.

Grundlage für ein Sitzfellchen, also ein aus Rohwolle und – in unserem Fall – Berschafwolle gefilztes Sitzkissen, ist die Rohwolle. Was für eine große Auswahl an Rohwolle von Filzerinnen und Schafhaltern aus der Umgebung stand uns zur Verfügung: z.B. Gotländisches Pelzschaf, Ouessant (Französisches Zwergschaf), Heidschnucke, Coburger Fuchsschaf. Zum Teil hatte Heike die Wolle besorgt, zum Teil war sie von den Schafen der Teilnehmerin Ineke (www.ouessant-vom-niederrhein.de). Ich entschied mich für ein Vlies eines Ouessant Zwergschafes „Blanca„, das Ineke mitgebracht hatte. Blanca hat blond-rot-bräunliche Locken mit relativ viel Unterwolle:

Wie so oft beim Filzen stellte sich auch am Samstag heraus, dass sich das Auslegen und das akribische, ordentliche Arbeiten auszahlen. So ein Sitzfellchen anzufertigen, kostet Durchhaltevermögen, Geduld, Kraft und Ausdauer. Für EIN Fellchen (ca. 38 cm Durchmesser) arbeiteten wir von 9:30 bis kurz vor 18 Uhr mit einer kurzen Mittagspause (in der uns Heike übrigens auch noch beköstigte).

Damit die Rohwolllocken greifen und gut verfilzen, muss man als Untergrund eine gut filzende Wolle verwenden. Heike empfahl Bergschafwolle. Ich hatte welche zuhause und sie mitgebracht. Leider was das keine gut, leicht und schnell filzende Wolle, möglicherweise auch gar kein Bergschaf… So mühte ich mich lange, den Untergrund möglichst fest zu bekommen. Sogar das edle Palm Washboard aus den USA durfte ich ausprobieren, um diese „Bergschafwolle“ zu verfilzen. Letztendlich – nach langem Walken- war der Untergrund relativ fest, aber nicht so fest, wie er eigentlich sein sollte.

Ob das der Grund war oder die viele Unterwolle, dass sich einige Stellen sehr verfilzt hatten und keine einzelnen Locken erkennbar waren? Das obige Foto zeigt dies noch nicht, es ist vor dem eigentlichen Filz-/Walkprozess entstanden. Aber das nächste Foto zeigt es deutlicher. Es ist das fertig ausgewaschene, geschleuderte Fellchen, das ich am Samstag mit nach Hause nahm.

Heike hatte geraten, die verfilzten Stellen im trockenen Zustand noch einmal zu zupfen. Dies probierte ich gestern mit nur mäßigem Erfolg. Heike hatte auch gesagt, wir sollten das Fellchen auf KEINEN Fall kämmen… Nun ja, liebe Heike, es tut mir leid, dass ich nicht auf Dich hörte 😉 Ich kämmte meins doch mit einer Handkarde, konnte so alle verfilzten Stellen entwirren und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mit der Handkarde musste ich ordentlich an den Locken ziehen, keine einzige löste sich, und so merkte ich, dass sie sich sehr fest mit dem Untergrund verbunden hatten. Eine fluffige Löwenmähne mit einer tollen Farbgebung war entstanden:

 

Heike ließ uns die Sitzfellchen in Anlehnung an die Anleitung von Jasmin Groß (https://lafieri.de) anfertigen. Ich wähle bewusst den Ausdruck „in Anlehnung an“, denn Heike entschied von Fellchen zu Fellchen, wie die vier Teilnehmer vorgehen sollten. Dies unterschied sich v.a. bei den letzten Schritten. Manche rollten ihre Fellchen, andere stampften sie auf, um sie zu verdichten und zum Schrumpfen zu bringen.

Diese Anleitung von Jasmin habe ich auch und werde in der Lage sein, mit deren Hilfe weitere Fellchen filzen zu können. Allerdings muss ich sagen, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob man die Anleitung zuhause ausdruckt, durchliest und sich versucht danach zu halten oder – wie am Samstag – eine erfahrene Filzerin immer wieder berät, berichtigt und bestärkt (z.B., dass ich noch ein bisschen fester walke) und uns individuell vorgehen lässt. Ich denke, für mich persönlich ist so eine Kombination von Kurs und Anleitung das beste, um zu lernen.

Zwar ordnete ich dieses Fellchen der Kategorie „Sitzkissen“ zu, aber ist es nicht zu schade, um sich drauf zu setzen? Also ist es doch eher etwas Dekoratives.

Herzlichen Dank an Heike, Schaf Blanca, alle Teilnehmerinnen für diesen schönen Tag!

3 Gedanken zu “Löwenmähne als Sitzfellchen

  1. Oja Sitzfellchen haben es mir in diesem Jahr auch sehr angetan, egal mit welchen Wolligen Fusseln ;O)))). Deine Löwenmähne hat was , toll geworden, auch so brav gebändigt
    Lieben Inselgruß
    Kerstin

  2. Hallo Silke, das ist ja super schön geworden. Mit dem Einfilzen der Locken hatte ich beim Coburger Fuchs auch zu kämpfen, da habe ich mir eine Gabel zur Hilfe genommen und die Locken immer wieder befreit. Dein Fellchen hat eine sehr schöne Färbung.
    Liebe Grüße,
    Petra

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