Am letzten Wochenende erfüllte ich mir einen Filztraum.
Schon lange wollte ich eine Möwe filzen. Möwen sind faszinierende Tiere und gehören bei jedem Urlaub an und nah der See dazu. Wenn ich Möwenschreie höre, assoziiere ich sofort ein Urlaubsfeeling und Erinnerungen vergangener, schöner Aufenthalte am Meer kommen hoch.
Dieses Foto entstand im April an der Ostsee und diente als Vorlage für den Kurs „Tiere filzen“ mit Gabriele Mazaracis (Filzkram) in der KreAKTIVWERKstatt von Heike Giesbert in Essen-Werden.
Die Möwe filzte ich unter Gabis Anleitung als stehendes Tier. Sie besteht aus 100% Wolle und hat einen festen Kern. Alle Teile sind fest angefilzt. Das reizte mich an Gabis Technik.
9 Filzerinnen versammelten sich in Heikes Werkstatt, um in die Geheimnisse des Filzens von Tieren eingeweiht zu werden. Jede von uns konnte ich aussuchen, was sie filzen möchte. Dabei orientierten wir uns an Gabis Figuren, die uns alle – abgesehen von der handwerklichen Verarbeitung – mit ihrem Charm und Pfiff verzauberten.
Ich filzte die Möwe als stehende Figur. Gabi widmete sich mit ihrer unendlichen Geduld und Ruhe jeder einzelnen von uns mit viel Zeit und zeigte die einzelnen Schritte, wenn es nötig war, auch mehrfach. Sie wies uns auch auf Stolperfallen hin und beeindruckte damit, wie viel Erfahrung sie im Filzen von Tieren im Laufe der vielen Jahre gesammelt hatte. Obwohl einige von uns sich an ihren Tieren orientierten, gab jede von uns ihnen eine persönliche Note, sei es durch die Farbwahl oder Gestaltung im Detail. Aber – und das ist nicht selbstverständlich – Gabi war auch anderen Vorschlägen (Fennek, Leseratte, Dicke Dame) sehr offen und überlegte mit den Teilnehmerinnen, wie sie ihr Wunschtier verwirklichen und „verfilzen“ konnten.
Meine Möwe „Emma“ ist (inklusive der Haare) 22 cm groß und steht, dank ihres Schwanzes, ganz allein. Ausgestattet mit winzigen Glasaugen, die Gabi in ihrem Gepäck hatte, und einem Mund, den Gabi mit einer erstaunlichen Präzision und Schnelligkeit gestaltete, wurde Emma lebendig und zeigte ihren stolzen, witzigen Charakter.
Wie „einfach“ das Filzen in Gabis Händen wirkte und wie schwierig die Ausführung für uns war, erfuhren wir am nächsten Tag, als viele von uns ein zweites Tier gestalteten. Oft musste Gabi eingreifen und schlimmstes verhindern, als wir die Tiere mit mehr Selbstständigkeit falsch zusammenbauen wollten. Gut, dass sie überall ihre Augen hatte!
Ich entschied mich für einen Frosch, denn ein paar Tage zuvor hatte ich im Grugapark in Essen einige beobachten und fotografieren können.
Es wurde ein hockender Frosch mit pinkfarbenen Füßen und Haaren (er hat eine leichte Naturwelle, wie ihr seht). Dafür eignete sich eine grüne melierte Wolle hervorragend, die ich in meinem Wollbestand fand.
Rana, der Frosch, und Emma, die Möwe, verstehen sich sehr gut, wie ihr auf folgendem Foto erkennt, sie sind inzwischen best friends, und zogen guter Dinge in ihr neues Zuhause ein. Das hängt sicher auch mit der angenehmen, entspannten Filzathmosphäre statt, bei der sie in Heikes Werkstatt entstanden. Heike verwöhnte uns nicht nur mit leckerem, gesundem Essen, Getränken und Snacks, sondern auch mit Wollvorräten und Filzutensilien. Wie angenehm ist es, zu einem Filzkurs zu fahren und nicht alles mitzuschleppen.
Wie zu Beginn erwähnt, träumte ich bereits eine Weile davon, eine Möwe und andere Tiere komplett aus Wolle mit einem Kern beginnend zu filzen. Zu lange (2010) sind die Erfahrungen beim Filzkurs „Viecheria“ mit Susanne Wetzel in Göttingen her. Damals entstanden das Brombeer- und Blaubeerviech und war ich noch filzunerfahrener als heute.
Interessant ist allerdings, dass beide Filzerinnen, Gabi und Susanne, die gleiche Wortwahl haben und vom „Bauen“ von Figuren sprechen. Wie schön, dass wir nun eine Bauanleitung haben, die ich möglichst bald wieder umsetzen möchte, um das Erlernte nicht zu vergessen.
Wer auch Lust hat, solche Tiere zu bauen und sich in schöner Filzumgebung inspirieren lassen möchte, kann dies im nächsten Jahr tun, wenn Gabriele Mazaracis wieder nach Essen-Werden kommen wird: 30.-31.03.2019. Vielleicht sehen wir uns?