Muttertag mit Herz und Hand oder „a felted hug“

Die Geschichte des Geschenks für meine Mutti zum diesjährigen Muttertag beginnt mit einer Postkarte. Diese schöne Postkarte mit der Aufschrift „This is a paper hug“ verschenkte ich letztens an eine liebe Person, die eine Umarmung verdiente. Ich überlegte, ob es nicht auch ein „felted hug“ geben könnte.

Und gleichzeitig war eine neue Filzidee geboren: ein Sitzkissen in Form eines Herzes zum Umarmen als Muttertagsgeschenk.

Hä? Ihr denkt vielleicht, wie soll das denn aussehen? Na, ganz einfach! Ich filzte ein Sitzkissen in Herzform mit Händen rechts und links, die den Po beim Sitzen umarmen können. 🙂 Das klingt ein bisschen verrückt, denkt Ihr? Ja, das kann schon sein. Lest weiter, um die Entstehungsgeschichte und Anleitung nachvollziehen zu können.

Wie so oft machte ich mir vor dem eigentlichen Filzprozess eine Skizze. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon das fertige Ergebnis bildlich vor Augen, inklusive der farblichen Ausgestaltung und der Haptik, die sich durch die Wollart bedingte. Das ist der Vorteil eines sehr gut funktionierenden visuellen Gedächtnisses bei mir mit einem hohen räumlichen Vorstellungsvermögen.

Die Schablone machte ich so groß, dass die Schrumpfung ungefähr 30-40% ausmachte und der Po eine angenehme Sitzauflage hat. Die Schablone misst 52 x 36 cm. Wenn Ihr das Herz in der Mitte längs beim Ausschneiden zusammenklappt und zusammen ausschneidet, werden beide Seiten symmetrisch.

Um diese Herzschablone legte ich vier Lagen Vlieswolle, und zwar Kapmerinowolle in Magenta. Verfilzte Kapmerinowolle hat eine sehr glatte Oberfläche und hält den Anforderungen eines Sitzkissens stand. Eine glatt gefilzte Oberfläche macht einen hochwertigen Eindruck, finde ich.

Bevor ich die Schablone entfernte, filzte ich die Hände an. Dafür entwickelte ich folgende Schablone (s. Foto), die ich ebenfalls mit drei Lagen magentafarbener Kapmerinowolle umfilzte. Das Ende am Armansatz ließ ich  trocken. Nachdem ich die Schablone aus den Händen entfernt hatte, füllte ich die Finger und Handteller mit magentafarbener Kapmerinowolle, damit diese einen 3D-Effekt erzielten und gefüllt waren. Ich nahm keine andersfarbige Stopfwolle. Mögliche Löcher bzw. dünne Stellen sind durch die gleichfarbige Wolle nicht so leicht erkennbar. Ich hatte Glück und hatte die Wolle gleichmäßig ausgelegt, sodass keine dünnen Stellen entstanden waren.

Die trockenen Enden fixierte ich mit der Nadel an den Seiten des Herzes und filzte diese anschließend mit einer großen Portion Seife und einer doppelt so großen Portion Geduld an. Die Schablone im Herz verschaffte die nötige Stabilität, deshalb hatte ich sie noch dort belassen.

 Die Schablone im Herz entfernte ich als sich die Wolle merklich um sie spannte und schnitt sie an einem kleinen Stück am unteren Ende seitlich auf. Das entstandene Loch schloss ich mit der Filznadel und filzte es nass nach.

Nun konnte ich das Herz werfen, rollen und noch einmal mit heißer Seifenlauge übergießen, sodass es fester und kleiner wurde. Die Ränder bearbeitete ich besonders intensiv, um dort eine hohe Stabilität und eine gerade Linie zu haben.

Das fertig gefilzte, in Essigwasser gespülte und getrocknete Herz fusselte ich mit einem Einmalrasierer ab, um die Oberfläche noch glatter zu gestalten. Eine weitere Option wäre, das Herz zu bügeln.

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Es entspricht genau dem Bild, das ich von Anfang an vor Augen hatte. Dieses mit Liebe hergestellte und zugleich praktische Muttertagsgeschenk wird am Sonntag zusammen mit einer ❤️lichen Umarmung für ganz viel Freude sorgen. Dieses Herz wartet darauf, „geherzt“ zu werden.

Vielleicht ist es Euch eine Inspiration für Sonntag oder eine andere passende Gelegenheit. Es lässt sich z.B. auch in Form eines kleinen Schlüsselanhängers verwirklichen, denke ich gerade beim Schreiben… Hmm, das ist eine gute Idee… Und schon schwirrt die nächste Filzidee mit dazugehörigem Bild in meinem Kopf herum.