Eigentlich, ja eigentlich wäre ich am Sonntag aus London zurückgekommen. Ich hatte mich auf eine Wochenendreise dorthin gefreut, um am AGM, am jährlichen Treffen der International Feltmakers Association teilzunehmen und ein wenig internationale Filzluft in der Weltstadt zu schnuppern.
Nun ja, daraus wurde ja aus bekannten Gründen nichts.
Überhaupt sollte mein Filzjahr 2020 unter dem Stichwort „Internationalität“ stehen. Ich wollte mich bei Workshops weiterbilden, die durch international bekannte Dozenten geleitet werden und wollte mit Filzerinnen aus dem Ausland Kontakte knüpfen.
Das ging ja auch Mitte Februar gerade noch gut, als ich Yaroslava Troynich in den Niederlanden kennenlernte und von Ihrem Filzwissen zu Fingerpuppen profitieren konnte. Darüber schrieb ich einen Blogbeitrag, den Ihr hier nachlesen könnt. Das erscheint nun, nur wenige Wochen später, geradezu Lichtjahre her gewesen zu sein.
Warum ich trotz oder – besser gesagt – wegen der Coronakrise die letzten Wochen viel filzen konnte und filzmäßig noch nie so international unterwegs war, erzähle ich Euch in einer neuen Blogpostreihe, die ich hier in loser Folge posten werde.
Für mich war die Krise ganz abrupt von jetzt auf gleich greifbar mit der Schulschließung Mitte März. Plötzlich brach meine Struktur, mein geregelter Tagesablauf zusammen, und ich schwankte zwischen Erleichterung über gewonnene Freiheit und freierer Zeiteinteilung, zwischen der Enttäuschung über nicht stattfindende Reisen und zwischen Angst vor der Zukunft. Unsicherheit, Ungewissheit und Sorge präg(t)en meine Corona-Zeit. Wie geht es mit der Schule weiter? Wie kommen die Schüler in der häuslichen Situation mit Distanzlernen zurecht? Stecke ich mich an, wenn ich Einkaufen und Spazieren gehe? Wie geht es meinen Eltern, wenn sie nicht rausgehen sollen, weil sie über 80 und vorerkrankt sind? Das ständige Auf und Ab der Gefühle war wie Achterbahnfahren. So schnell kam mein Verstand gar nicht hinterher.
Mein Hobby, das Filzen, gab mir Halt, und die Kreativität gab mir die nltige Ablenkung. Nach und nach entwickelten verschiedene Filzerinnen Onlineangebote, weil sie ihre geplanten Präsenzkurse nicht wahrnehmen konnten. Ihnen konnte ich häufig aufgrund meines teilweisen Home Offices nachgehen. So filzte ich in den letzten Wochen mit Maria Friese, mit Galina Titova, mit Yaroslava Troynich und mit einer Anleitung von Fiona Duthie und verabredete mich mich mit anderen Filzerinnen, mit denen ich befreundet bin, zu einem virtuellen Filzertreffen per Videochat.
Das Kreativ- und Produktivsein half mir, mein Gedankenkarussel zumindest für diese Zeit zu stoppen und konzentriert im Hier und Jetzt zu sein. Die Krise und Nachrichten waren erstmal vergessen. Ich war im Flow. Eine große Rolle spielte auch Social Media und die damit verbundenen weltweiten Kontakte mit Gleichgesinnten, die alle in derselben Krise steck(t)en.
In der Collage seht Ihr meine FilzSis, die ich in den folgenden Blogposts näher vorstellen werde. Und Ihr seht mich… Es ist eines von wenigen Fotos, ein Selfie, das vor zwei Wochen im Essener Grugapark entstand, der nach sechs Wochen wieder geöffnet hat und zwischen Filzen, Arbeiten eine wichtige Oase der Ruhe ist.
Viele von Euch mögen die Fotos von meinen Social Media Seiten auf Facebook und Instagram schon kennen, aber Ihr kennt die Geschichte dahinter nicht, die ich hier erzählen möchte, nach und nach, sonst wäre dieser Blogpost irrsinnig lang. Ihr dürft also gespannt sein!
Da sind ja wirklich sehr schöne Sachen entstanden. Auch ich war jetzt schon zweimal bei Maria dabei und mir gefällt diese Art zu filzen sehr. Nun bin ich auf deine Geschichten gespannt.
Liebe Inselgrüße
Kerstin