Ausstellungsbesuch „Disappearing Nature“ in Soltau 

Für Filzausstellungen bin ich schon weit gefahren: zum Beispiel in die Niederlande, nach Ungarn, Irland oder Österreich. Da war der Tagesausflug nach in das Filzmuseum FELTO in Soltau gar nicht so weit. Und er hat sich gelohnt, sehr sogar.

Ausgestellt ist dort derzeit die Sonderausstellung „Disappearing Nature“ von finnischen und isländischen Filzerinnen. Nun, Filzausstellungen in Deutschland sind selten, und viel seltener trifft man auf hochkarätige Filzerinnen aus den nordischen Ländern. 

Allerdings gelang es mir schon zweimal Ausstellungen der finnischen Filzvereinigung Filtti zu besuchen: zum einen schaute ich mir eine Ausstellung 2015 in Wuppertal an, zum anderen die Ausstellung „Felt for Tomorrow“ 2019 in Helsinki, bei der ich die Ausstellungskoordinatorin Sirpa Mäntylä  persönlich kennengelernt hatte. Insofern freute ich mich nun besonders auf diese in Ausstellung in Soltau mit mir bekannten Teilnehmerinnen. Leider war es mir nicht möglich gewesen, zur feierlichen Eröffnung anzureisen. So nahm ich nun mit den Werken und leider nicht einigen der Künstlerinnen Vorlieb.

Die Ausstellung wurde 2019 konzipiert mit dem Blick auf die Folgen des Klimawandels, der in den beiden nordischen Ländern einen besonderen Blickwinkel bekommt. Viele der überwiegend großformatigen Wandbehänge thematisieren die Gletscherschmelze. Weiß und Blau dominieren deshalb bei den Farben. Das gefällt mir sehr. Außerdem fügen sich diese hellen Töne gut ein in das lichte und großzügige Obergeschoss des Filzmuseums FELTO ein, ein besonderer Ausstellungsort, der durch den Einfall von natürlichem Licht und Dachbalken geprägt ist.

Insgesamt sind die Werke von einundzwanzig Filzerinnen vertreten. Sie alle hier vorzustellen, würde den Rahmen des Blogposts sprengen. Ich möchte einen Überblick schaffen für diejenigen, die nicht nach Soltau reisen können und für diejenigen, die die Ausstellung noch selbst erkunden möchten. Deshalb möchte ich an dieser Stelle besonders drei Werke hervorheben, die mich beeindruckt und inspiriert haben. Es sind: „When ice melts“ von Anna-Mari Ohra-aho, „Flock“ von Rutsuko Sakata und „Beardmoss“ („Bartmoos“) von Kikka Jelisejeff.

Nun aber der Reihe nach und etwas ausführlicher. Das erste Werk „When ice melts“ („Wenn Eis schmilzt“) ist zweiteilig angelegt und regt zum Nachdenken an, was jeder einzelne tun kann, damit die Gletscherschmelze nicht so schnell voranschreitet. Die Künstlerin hat zwar positive Assoziationen an das Geräusch von schmelzendem Eis. Jedoch natürlich nicht in dem Sinne, wie es heute passiert.

Mir gefällt vor allem der obere Teil des Werkes mit dem feinen Übergang von Weiß nach grau und der fragilen, transparenten und doch festen, eleganten Struktur.

Mein zweiter Favorit ist das Werk „Flock“ („Die Herde“). Es gefällt mir aufgrund der runden Form, die eine Einheit, Endlichkeit und Eleganz ausstrahlt. Die unzähligen, kleinen Blättchen oder Zweige oder Schäfchen sind so fein gearbeitet, dass es sehr lange gedauert haben wird, um dieses Werk fertigzustellen. Eine mühevolle Arbeit mit großer Wirkung. Der Krank bildet einen Blickfang zu Beginn der Ausstellung und ist eines der Werke, denen man nicht ansieht, dass sie gefilzt und aus Wolle gefertigt sind. Eine große Kunst!

Ein ähnlich präzises und ästhetisch ansprechendes Werk ist „Beardmoss“, ein langer Schlauch mit dachziegelartigen Filzschollen. Es besticht sowohl durch eine außerordentliche Beherrschung der Technik als auch durch seine Größe. Die Filzerin assoziiert damit Bäume und den Wald. Das Vorhandensein Bartmoos gibt an, wie hoch die Luftverschmutzung in einem Wald ist.

Zuletzt möchte ich in einer Collage einen Überblick über Details der gerade beschriebenen Werke geben und ein viertes hinzuziehen, das mich inspirierte, nämlich Where are we going“ von Leena Aaltio (@lennu_unnel). Hierbei interessiert mich v.a. Die verwendete Technik, die zwar nicht beschreiben ist, die ich mir aber denken kann. Und die ich irgendwann in eines meiner Werke einfließen lassen möchte.

Das ist eine gelungene Mischung fortgeschrittener, internationaler Filzkunst.

Wer die Ausstellung auch bestaunen möchte, hat noch etwas Zeit. Bis 26. November ist sie im wunderschönen Filzmuseum zu besichtigen, das natürlich darüber hinaus noch weitere Filzspecials auf vier Etagen bereithält, über die ich jetzt nicht berichtet habe.
Im November werde auch ich wieder Gast sein bei einem Filzkurs von Anna Gunnarsdottir, einer isländischen Filzerin, die schon lange auf meiner Bucket List der Filzdozentinnen steht, die ich gerne erleben möchte. Ich bin gespannt, was wir in diesem schönen Workshopraum zustande bringen werden.

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